Interview: Janneke Punte

Reiten in der Schwangerschaft

Sollte man während der Schwangerschaft reiten? Diese Frage wird heiß diskutiert. Und irgendwann im Verlauf der Schwangerschaft fragt sich wohl jede Reiterin: „Kann ich noch immer reiten, ist es überhaupt sicher?“ Jede Schwangerschaft ist einzigartig. Deswegen kann man dazu auch keine generellen Empfehlungen geben. Trotzdem ist es immer interessant, von den Erfahrungen anderer zu hören und zu lernen. Hier kommt die niederländische Dressurreiterin Janneke Punte ins Spiel: Die Spitzenreiterin aus der Niederlande hat kürzlich auf Instagram ihre Schwangerschaft verkündet. Maya Delorez hat die Chance genutzt, Janneke nach ihren Erfahrungen während der Schwangerschaft zu fragen. Wir wollten wissen, welche Herausforderungen es gibt und ob sie Tipps für andere werdende Mütter hat, die sich entscheiden, auch während der Schwangerschaft zu reiten. Hier geht’s zum Interview 👇

Für jemanden, der dich vielleicht nicht kennt, wer ist Janneke Punte?
Ich heiße Janneke Punte und bin 36 Jahre alt. Ich lebe im Osten der Niederlande, wo ich meinen eigenen Dressurstall habe. Ich unterrichte viel, trainiere meine Pferde und verkaufe gelegentlich auch Pferde. Im Moment haben wir neun Pferde im Alter von 1 bis 11 Jahren auf verschiedenen Leistungsniveaus.

Wie hat sich dein Alltag im Stall seit deiner Schwangerschaft verändert?
Es hat sich nicht viel verändert, da ich glücklicherweise nicht viele schwangerschaftsbedingte Probleme erlebt habe. Ich bin jetzt in der 30. Woche und habe angefangen, das Reiten herunterzuschrauben. Ich vermeide schweres Heben und finde es zunehmend schwer, mich zu bücken. Ansonsten sehen meine Tage genauso aus wie zuvor. Ich miste noch immer aus, reite morgens die Pferde, bring sie auf die Koppel oder aufs Paddock und gebe am Nachmittag und Abend Unterricht.

Hast du etwas an der Art und Weise geändert, wie du dich um deine Pferde kümmerst und sie trainierst?
Nein, zum Glück beschäftige ich zwei Mädels, die sich um die schwereren Aufgaben kümmern. Eine von ihnen wird auch meine Pferde trainieren, wenn ich das für einige Monate nicht tun kann. Die tägliche Routine für die Pferde hat sich also nicht geändert. Sie kommen immer noch auf die Koppel, das Paddock, laufen in der Führanlage und werden 4-5 Mal pro Woche trainiert.

„Höre auf deinen Körper, tue das, was sich für dich gut anfühlt und vermeide unnötige Risiken.“

Hast du etwas an deinem Reiten und Training aufgrund deiner Schwangerschaft geändert?
Das Reiten wurde ab der 20. Woche weniger intensiv. Aussitzen wurde schnell unangenehm und ich fühlte mich nicht mehr sicher genug, um auf Turniere zu gehen. Derzeit longiere ich mehr und reite ein bis zwei Pferde pro Tag. Bei den Pferden zu sein ist sehr entspannend, da der Leistungsdruck weniger hoch ist.

Wie minimierst du während der Schwangerschaft das Risiko von Stürzen und anderen potenziellen Gefahren?
Je größer der Bauch wird, desto mehr wird mir bewusst, dass sich da ein echter Mensch in mir befindet. Dieses gesteigerte Verantwortungsbewusstsein macht mich vorsichtiger. Derzeit trainiere ich drei Pferde, die sehr brav sind und denen ich voll vertraue. Ich reite zudem nur in der Reithalle und die Leute im Stall kümmern sich besonders darum, dass die Pferde nicht unnötig erschreckt werden.

Wie hast du deine Reitbekleidung und Ausrüstung anpassen müssen, um weiterhin bequem reiten zu können?
Glücklicherweise gibt es seit einiger Zeit sehr schöne Reitleggings, die ausreichend Stretch bieten. Die konnte ich bis etwa zur 22. Woche bequem tragen. In letzter Zeit reite ich in den Peggy Maternity Breeches von Maya Delorez, die hervorragende Unterstützung für meinen Bauch bieten, ohne zu viel Druck auszuüben.

Hast du Hilfe oder Ratschläge von anderen Reiterinnen oder Fachleuten zum Thema Schwangerschaft und Reiten erhalten?
Ich war auf jeden Fall neugierig darauf, wie andere (werdende) Mütter die Kombination von Schwangerschaft oder Geburt und Reiten erlebt haben. Ich habe diese Frage in sozialen Medien gepostet und es gab (verständlicherweise) unterschiedliche Reaktionen. Aber um die Frage zu beantworten: Meiner Meinung nach ist es das wichtigste, auf den eigenen Körper zu hören. An manchen Tagen fühle ich, dass ich nicht zu viel machen möchte und dann reite ich einfach ein paar Tage nicht. Das hilft meinem Körper, sich zu erholen und ermöglicht es mir, dann wieder zu reiten, wenn ich möchte.

„Beim Reiten fühle ich mich oft sicherer als beim Autofahren, wo man ja auf andere Verkehrsteilnehmer angewiesen ist.“

Wie geht es dir emotional mit der Schwangerschaft und dem Reiten? Gab es besondere Herausforderungen oder glückliche Momente?
Nachdem ich herausgefunden hatte, dass ich schwanger bin, war mir das dann schon bei jedem Ritt sehr bewusst. Aber gleichzeitig fühle ich mich beim Reiten oft sicherer als beim Autofahren, wo man ja auf andere Verkehrsteilnehmer angewiesen ist. Mit fortschreitender Schwangerschaft wurde ich vorsichtiger, weil mein Bauch gewachsen ist und ich gemerkt habe, wie mein Baby sich bewegt. Jetzt bereitet mir jeder Ritt einfach Freude. Meine Prioritäten sind jetzt anders und ich mache mir weniger Sorgen um den „perfekten Ritt“. Ich bin dankbar für meinen Körper und finde es wirklich besonders, ein Kind haben zu können.

Gab es etwas, auf das du nicht vorbereitet warst und das du gerne im Voraus gewusst hättest, bevor du schwanger wurdest?
Wie bereits erwähnt, kann ich wirklich nicht über schwangerschaftsbedingte Probleme klagen. Ich habe Freunde und Familie, die Kinder haben, also wusste ich über die körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft ganz gut Bescheid. Ich gewöhne mich zwar noch dran, einen „großen Bauch“ zu haben und dass meine Fitness eingeschränkt ist. Aber ich bin zufrieden darüber, wie meine Schwangerschaft verläuft.

Was sind deine Pläne für nach der Schwangerschaft? Wie denkst du, wirst du dein Reiten mit dem Elternsein in Einklang bringen?
Natürlich hoffe ich auf ein unkompliziertes und zufriedenes Kind, das gut schläft und leicht mitgenommen werden kann. Mein Mann und ich haben beide unsere eigenen Unternehmen, was uns Flexibilität verschafft. Außerdem wohnen wir auf dem gleichen Grundstück wie meine Eltern, also sind immer Babysitter in der Nähe. 😉 Ich gehe eigentlich immer mit dem Flow und glaube, dass bestimmte Dinge eh anders verlaufen werden, auch wenn man sich im Voraus lange Gedanken darüber macht. Man kann sich also nicht vollständig auf die Ankunft eines Babys vorbereiten, denke ich. Aber ich bin zuversichtlich, dass alles gut klappen wird.

Hoffst oder planst du, deine Leidenschaft für den Reitsport an dein Kind weiterzugeben?
Ich hoffe auf jeden Fall, dass sie Tiere lieben wird. Und ob sie nun reitet oder sich für einen anderen Sport oder ein anderes Interesse entscheidet, ist mir ganz egal. Wichtiger ist mir, dass mein Kind eine respektvolle und mitfühlende Einstellung gegenüber Mensch und Tier entwickelt. Wie bei ihrer Mama hoffe ich, dass sie ihre Leidenschaft entdeckt, sei es für einen bestimmten Sport, Interesse für Musik oder Bildung.

Welchen Rat würdest du anderen schwangeren Reiterinnen geben?
Hör auf deinen Körper, mach, was sich für dich gut anfühlt, und vermeide unnötige Risiken. Solange es geht, genieß deine Schwangerschaft, deinen wachsenden Bauch und das unglaubliche Gefühl, dass sich da ein kleiner Mensch in dir bewegt, denn es ist und bleibt ein Wunder!

Vielen Dank, Janneke, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute.🖤


💡 Wenn du schwanger bist und weiterhin reiten willst, ist es am besten, mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu sprechen. Sie können dir persönliche Ratschläge und Empfehlungen geben, die speziell auf dich zugeschnitten sind, um dein Wohlbefinden und das deines Babys während der Schwangerschaft sicherzustellen.


Shoppe Jannekes Look